Im Gespräch mit Bundesministerin für Frauen und Integration MMag. Dr. Susanne Raab
Was werden Ihre frauenpolitischen Prioritäten in den kommenden Jahren sein?
Als Frauenministerin werde ich mich in den kommenden Jahren dafür einsetzen, dass Frauen und Mädchen ein selbstbestimmtes Leben führen können. Dazu gehört, dass Mädchen darin bestärkt werden, eine Ausbildung und einen Beruf in den MINT-Fächern anzustreben. Mir ist es auch wichtig, dass mehr Frauen Führungspositionen übernehmen.
Darüber hinaus trägt der Ausbau der Kinderbetreuungsangebote wesentlich dazu bei, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Da immer noch ein relativ kleiner Anteil der Väter in Karenz geht, ist es auch wichtig, Anreize für Männer zu schaffen, vermehrt die Betreuung von Kindern und anderen Angehörigen zu übernehmen.
Und schließlich ist auch der Gewaltschutz entscheidend auf dem Weg zur Erreichung der Gleichstellung von Frauen und Männern. Durch das erhöhte Budget im Bereich Prävention und Opferschutz werden wir Gewalt gegen Frauen in Zukunft noch effektiver bekämpfen.
Sie selbst sind eine erfolgreiche "Karrierefrau". Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigen "Zutaten", um beruflich voranzukommen? Welche sind die unerlässlichen Rahmenbedingungen dafür? Welchen Ratschlag können sie jungen Frauen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, geben?
Ich denke es gibt drei sehr wesentliche Zutaten: Ausbildung, Ehrgeiz, Rückenwind.
Eine gute Ausbildung ist ein zentrales Element. Eine akademische Ausbildung, aber auch eine Lehre oder eine andere Art der Ausbildung bereitet auf eine Berufslaufbahn vor und gibt die nötigen Fähigkeiten und Fertigkeiten mit auf den Weg. Dann braucht es auch den nötigen Ehrgeiz aus der Ausbildung etwas zu machen und sein Geschick zielgerichtet einzusetzen. Dazu gehört wahrscheinlich auch ein gesundes Maß an Mut und Optimismus. Und ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Unterstützung und zwar sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext. Ich bin dankbar dafür in meiner bisherigen Laufbahn immer tolle Frauen und Männer als Vorbilder gehabt zu haben, die mir auch den nötigen Rückenwind gegeben haben. Aber auch in der Familie und im Freundeskreis hatte (und habe) ich das Glück, immer viel Verständnis und Unterstützung zu bekommen.
Jungen Frauen rate ich vor allem eines: Seid euer eigener Maßstab und vergleicht euch nicht zu sehr mit anderen.
Sie sind für junge Frauen ein Role Model! Wer hat Sie beeinflusst? Haben Sie Vorbilder und, wenn ja, welche?
Meine Eltern haben mich und meine Schwester immer darin unterstützt unseren eigenen Weg zu gehen. Sie gaben uns jede Sekunde das Gefühl, dass wir starke und tolle Frauen sind.
Die neue Bundesregierung ist überwiegend mit Frauen besetzt. Welche Signale werden Ihrer Meinung nach an die vor allem jüngeren Frauen gesendet?
Eine ausgewogene Vertretung beider Geschlechter in politischen Entscheidungspositionen ist wichtig und sichert die demokratische Vertretung der gesamten Bevölkerung. In den letzten Jahren hat in der Politik ein großer Wandel stattgefunden. Für die jungen Mädchen und Frauen ist es ein tolles Signal, dass mehr als die Hälfte (53 %) der Ministerinnen und Minister der amtierenden Bundesregierung weiblich sind. Auch im Nationalrat liegt der Frauenanteil mittlerweile bei ca. 40 %. Für mich ist ganz klar, dass Frauen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens und auf allen politischen Ebenen vertreten sein sollen.
In unserer heutigen Zeit gibt es noch die "typischen" Berufe für Frauen und Männer. Was sind Ihre Vorhaben, um Rollenbilder aufzubrechen?
Ich möchte Rollenbilder aufbrechen, indem ich Mädchen darin bestärke, eine Ausbildung und einen Beruf in den MINT-Fächern anzustreben. Gleichzeitig ist es auch wichtig, dass sich Buben verstärkt für pflegende und pädagogische Ausbildungen und Tätigkeiten interessieren. Hier gilt es schon im jungen Kindesalter anzusetzen, denn wir wissen, dass sich Rollenbilder und Stereotypen schon früh bilden.
Wie sieht Ihre Vision der Rolle der Frau und des Mannes in 20-30 Jahren aus?
Meine Vision ist, dass wir der Gleichstellung zwischen Frauen und Männern in 20-30 Jahren schon um Vieles nähergekommen sind. Ich wünsche mir für das Jahr 2050, dass es bei Frauen keine Altersarmut mehr gibt, dass Väter und Mütter sich im gleichen Ausmaß um ihre Kinder und Angehörigen kümmern, dass viel mehr Frauen in politischen Ämtern und in Führungspositionen in der Privatwirtschaft sind und dass keine Frau mehr Gewalt erfahren muss. Ich hoffe sehr in meiner Amtszeit dazu wesentlich beizutragen.
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